21. Spieltag
TecArt Black Dragons Erfurt vs.Saale Bulls Halle
 21. Spieltag BDE vs. MEC.jpg   

Strafen
Erfurt:  5 - 11
Halle:  5 - 10

Schüsse
Erfurt: 21
Halle: 28

Tore
Erfurt: Haarala 2x, Dzerins, Erkinjuntti
Halle:Stas, Elo

Zuschauer: 1200

 

Finnische Kooperation sichert den Derby-Sieg gegen die Saale Bulls

Erst regnete es beim Teddy-Toss Plüschtiere, dann machten die Drachen ihre Fans in der
ausverkauften Kartoffelhalle mit vier tollen Gaben am Nikolausabend glücklich
Sechs Mal in Folge hatten die TecArt Black Dragons zuletzt verloren. Dazu Maurice Keil, Fritz
Denner, Tom Banach, Tim May verletzt - das konnte ja heiter werden im freitäglichen Heimspiel
gegen einen alten Bekannten. Aus dem 120 Kilometer entfernten Halle kamen die Saale Bulls
zum ewig jungen Derby in die restlos ausverkaufte Kartoffelhalle, um am Nikolaustag den
Erfurter so richtig die Stiefel voll zu hauen.
Die 1200 Zuschauer bekamen in der Folge ein ganz besonderes Spektakel zu sehen. Erfurt
Vorletzter, Halle Drittletzter. Das hatte es so auch noch nicht gegeben. Doch in dieser Saison
läuft es bei beiden Teams nicht rund. Und so war für beide ein Sieg Pflicht. Diesem Spiel hatten
auch jene Eltern entgegengefiebert, die es einmal im Jahr schaffen, beim so genannten „Teddy
Toss“ das ganze Plüschgeraffel loszuwerden, was sich so in unübersehbaren Mengen im
Kinderzimmer ihres Nachwuchses so angesammelt hatte. Im ersten Heimspiel der Drachen im
Dezember wird beim ersten Tor der Erfurter, so will es die ungeschriebene Regel, vom
mannsgroßen Teddy bis zum kleinsten Plüschhasen alles auf die Eisfläche geworfen und dort
eingesammelt. Für den neuen Adressaten: Kinder, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens
stehen und gerade in der Weihnachtszeit und im Januar oft in der Evangelischen Stadtmission
zu Gast sind. Jana Keil, die Chefin des Restaurants des Herzens bedankte sich für die Teddy
Toss-Aktion und die zahlreichen Geld- und Sachspenden für ihr Haus. Wurde dabei aber
unsinnigerweise von einigen stillosen Halle-Fans mit lautem Getrommel übertönt, was wiederum
mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert quittiert wurde. Die Drachen-Fans hingegen hatten
sich vor dem Anpfiff eine eindrucksvolle Choreo einfallen lassen. Auf gesamter Länger wurde
die obere Tribüne der Gegenseite mit Goldfolie verkleidet. In der Mitte ein Banner: „Lasst uns
wieder gemeinsam glänzen“. Tolle Idee.
Von Anfang an ging es von beiden Mannschaften hart und entschlossen zur Sache. Man
schenkte sich nichts. Der Siegeswille war beim Treffen der beiden vom bisherigen Saisonverlauf
Enttäuschten extrem ausgeprägt. In allen Aktionen war jenes Feuer zu spüren, das solchen
Derbys einen Hauch des Besonderen verleiht. Anfangs neutralisierte man sich noch. Gefährlich
wurde es erst in Minute sechs, als Joe Kiss für zwei Minuten in die Kühlbox musste. Keeper
Patrick Glatzel wurde nun mehrfach gefordert, war aber nicht zu überwinden. 9. Minute: Bei den
Bulls konnte irgendwer nicht richtig zählen — es waren zu viele Spieler auf dem Eis. Quittung:
zwei Minuten Strafbank. Beginn der Belagerung. Erster Versuch Santeri Haarala. Da hatte
Halles Torwart Nils Kapteinat noch den Fuß dran, um den Einschlag in der offenen Torecke zu
verhindern. Sekunden später wars dann aber passiert. Andris Dzerins drosch den Puck am Tor
vorbei. Aber der Schuss war mit so viel Wumms abgegeben, dass er von der Bande
zurücksprang, wo wieder der kleine Finne lauerte. 1:0 im Rebound und die Teddy-Werferei
konnte beginnen.
Die TecArt Black Dragons belohnten sich in der Phase für ihre druckvolle Spielweise. Und
ließen nicht nach. 13. Minute: wieder zwei Minuten für die Gäste. Die aber in Unterzahl einen
Gegenstoß aufs Erfurter Tor inszenierten, aber in Glatzel ihren Meister fanden. Puh! Die
Hausherren ihrerseits fuhren nun zwei Mal durch Halles Abwehr, versuchten es mit gefährlichen
Querpässen, die aber nicht verwertet werden konnten. Dann aber! 15. Minute: Santeri Haarala
fährt mit Kurvenkringeln die Bulls schwindlig und lupft die Scheibe halbhoch ins Netz - 2:0. Die
Halle tobt vor Begeisterung.
Eine Minute später - Schreckmoment. Erfurts neuer zweiter Finne, Robin Erkinjuntti (Headcoach
Hoffmann bezeichnet ihn als “kleinen Terrier), duellierte sich mit Bryan Heinicke von den Bulls.
Beide stürzten und rauschten im Liegen in die Bande. Heinicke blieb mit einer Platzwunde auf
der Stirn liegen, die Schiris ahndeten die Szene nach Videobeweis mit einer 5-Minuten-Strafe.
Bitter: Für Heinicke war das Spiel zu Ende. Seine Teamkameraden belagerten nun das
Drachen-Tor. Die Bullenherde verhedderte sich aber immer wieder im Erfurter Bein- und
Schlägergestrüpp. Doch dann passte es. 6,7 Sekunden vor der ersten Pausensirene schlug ein
Schuss von Sergej Stas im Glatzel-Kasten ein.
Drittel zwei begann, wie das erste geendet hatte. Mit Vollgas-Eishockey beider Kontrahenten.
26. Minute - Überzahl für vier Minuten. Die Drachen scheuchen die Bullen, treffen aber nicht.
Drei Minuten später landet ein Schuss von René Kramer am Pfosten. 31. Minute: Patrick Glatzel
verhindert mit starker Parade den Ausgleich. Weiter gehts mit Höllentempo. Testosteron bei den
Cracks bis unter die Dachlatten. Es gibt kein Verschnaufen. Ein Derby wie aus dem Handbuch
für gelungene Unterhaltung. Erfurt übersteht ein Unterzahlspiel. Ein Konter in dieser Phase von
Enzo Herrschaft bleibt leider unbelohnt (35.). Und dann passiert es. Ein geradezu sensationell
herausgespieltes Tor. Haarala schiebt von rechts den Puck zur Mitte, dort steht Dzerins und
leitet nach links weiter, wo Erfurts Zweit-Finne Erkinjuntti lauert und trocken einklinkt. Der
Höhepunkt eines starken Drittels, an dem beide Teams ihren Anteil hatten.
Im letzten Spielabschnitt drehten die Gäste auf. So wollten sie nicht vom Eis gehen. Und in der
44. Minute war es soweit. Eetu Elo, auch ein Finne, fuhr wie das Messer durch die Butter,
besser Erfurts Reihen, und traf zum 3:2-Anschluss. Drachen und Bullen schalteten nun in den
Alles oder nichts-Modus. Jeder Puck wurde hart umkämpft. 50. Minute: Erfurt kassiert eine
Bankstrafe. Aber das Bollwerk hält gegen den anstürmenden Gegner von der Saale. 54. Minute:
Strafe Halle. Und sechs Sekunden, bevor die Uhr dafür abgelaufen ist, passiert es. Eine
finnische Kooperation bringt den letztlich entscheidenden Treffer zum 4:2-Endstand. Santeri
Haarala passte vor dem Halleschen Tor nach links auf Robin Erkinjuntti und der 20-jährige
Neuzugang schob ein. Das Dach der Kartoffelhalle wölbte sich bedenklich unter den
freiwerdenden Emotionen auf den Rängen.
Die Bulls nahmen den Torwart raus (57.), ballerten, was das Zeug hielt. Und Glatzel verhinderte
mit einem Monstersafe 45 Sekunden vor Ultimo den dritten Treffer der Gäste, die sich nach
dieser Niederlage erst einmal hinter den Drachen auf dem vorletzten Tabellenplatz der Oberliga
Nord wiederfinden. Grenzenloser Jubel für die Black Dragons in ihren Weihnachtstrikots. Der
Wunsch, wieder gemeinsam zu glänzen, er wurde eindrucksvoll erfüllt. Nach dem nicht zu
erwartenden Punktgewinn in Tilburg aus der Vorwoche und diesem Nikolaus-Heimsieg sieht es
wieder etwas freundlicher für die Drachen aus.
 

letzte Änderung: 09.12.2024